Alliance, Infinity, Love –
in the Face of the Other
Kuratorisches Konzept
9. Triennale der Photographie Hamburg 2026
Die 9. Triennale der Photographie Hamburg 2026 mit dem Titel Alliance, Infinity, Love – in the Face of the Other feiert das kreative Potenzial von Verbundenheit, Unendlichkeit und Liebe und ruft gleichzeitig zur Verantwortung gegenüber dem Anderen auf.
Das Festival möchte ein breites Spektrum fotografischer Stimmen sichtbar machen – etablierte wie aufstrebende, beachtete wie übersehene – die vorherrschende Narrative herausfordern, vergessene Perspektiven zurückholen und Brücken über soziale und kulturelle Bruchlinien hinweg schlagen. Die Fotografie wird nach Mark Sealy nicht als neutrales Mittel der Dokumentation betrachtet, sondern als „intimer Begleiter“: ein Medium, um das Wunderbare, das Verletzliche und das zutiefst Menschliche zu teilen.
Fotografie ist seit jeher mit Systemen von Kontrolle und Unterdrückung verflochten und maßgeblich daran beteiligt, wie Menschen, Geschichten und Kulturen gesehen und kategorisiert werden. Im Wissen darum würdigt das Festival zugleich das Potenzial der Fotografie, Emotionen zu artikulieren und hervorzurufen, Normen zu erschüttern und das sichtbar zu machen, was oft im Verborgenen bleibt. In diesem Sinne wird das fotografische Bild zu einem Ort der Begegnung und der kritischen Reflexion.
Der thematische Ausgangspunkt der 9. Triennale ist der legendäre Song Nature Boy aus dem Jahr 1948, hervorgegangen aus einer künstlerischen Verbindung zwischen dem afroamerikanischen Jazzmusiker Nat King Cole und eden ahbez, einem Proto-Hippie und Außenseiter-Poeten. Die sanfte, zugleich radikale Botschaft des Songs über Liebe und Menschlichkeit dient als poetische wie politische Referenz der 9. Triennale. Zusammen mit den kritischen Schriften des Philosophen Emmanuel Levinas, dessen zentrale These in der Anerkennung des Anderen mündet, bildet dies die kreative und theoretische Grundlage für diese Festivalausgabe.
Alliance meint in diesem Kontext die Kraft der Verbundenheit durch die Anerkennung der Unterschiedlichkeit. Das Festival versammelt diverse, divergierende und Zwischenstimmen der Fotografie und schafft einen Raum, um „das Vertraute und das Unvertraute“ in der kulturellen Produktion zu erkunden – insbesondere in Bezug auf Rechte und Repräsentation.
Infinity spiegelt die grenzenlosen Möglichkeiten des Menschseins und die unendliche Fähigkeit zu gütigem Handeln wider. Der Begriff ist ein Hinweis auf die unzähligen Realitäten, die wir bewohnen, und weckt die Sehnsucht nach einem neuen visuellen Paradigma. Dieses soll ermöglichen, dass unterdrückte Stimmen untrennbarer Teil unserer vernetzten Realität werden, in der sich einschränkende Grenzen auflösen und befreiende Zukünfte erdacht werden können.
Love wird in Anlehnung an die Autorin bell hooks nicht als romantisches Gefühl verstanden, sondern als bewusste und politisch wirksame Handlung – eine aktive Kraft, die sich gegen Angst und Entfremdung stellt. Innerhalb dieser kuratorischen Vision wird Liebe zum Motor für den Wandel in der Fotografie: eine Abkehr von visuellen Praktiken, die in Systemen der Unterdrückung verwurzelt sind, hin zur Fotografie als Akt der Gemeinschaft und der kulturellen Wiedergutmachung.